06.01.2023 - Der Auftrag des Paulus - Predigt von Pfarrerin A. Jahnel an Epiphanias zu 2. Korinther 4,3-6 (Gemeinsamer Gottesdienst der Gemeinden Hospital, St. Lorenz und St. Michaelis)

2. Kor. 4, 3 Ist aber unser Evangelium verdeckt, so ist’s denen verdeckt, die verloren werden, 4 den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes. 5 Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus, dass er der Herr ist, wir aber eure Knechte um Jesu willen. 6 Denn Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass die Erleuchtung entstünde zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi.

Liebe Gemeinde,
Paulus spielt hier mit den Begriffen Dunkelheit und Licht. Die Welt und alle, die sich von dem Gott dieser Welt bestimmen und beherrschen lassen, sind im Dunkeln. Der Gott dieser Welt lässt nicht zu, dass die Menschen, die an ihn glauben, über den Horizont dieser Welt hinaussehen. Er hat sie verblendet, so dass sie nicht das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi sehen.
Liebe Gemeinde,
wie traurig ist es, wenn Menschen so gefangen sind in der Dunkelheit. Diese Dunkelheit erinnert mich an eine Höhle, die ich in einem Urlaub im Rahmen einer Führung kennenlernen durfte, ganz tief unter der Erde. Kein Lichtstrahl, kein Geräusch, einfach gar nichts kann in diese Höhle eindringen. Absolute Stille, absolute Finsternis. Für einen Moment empfand ich diese absolute Stille und Finsternis beim Besuch dieser Höhle spannend. Auf Dauer wären die völlige Einsamkeit und Dunkelheit für mich unerträglich.
Gott, unser himmlischer Vater, möchte uns auf die Seite des Lichts führen. Er will uns herausführen aus der Dunkelheit dieser Welt. Das Evangelium, die frohe Botschaft, dringt hinein in unser Leben. Was dieser Welt und den Menschen, die in dieser Welt leben, unmöglich erscheint, macht Gott möglich. Sein Lichtstrahl durchbricht die dunkle Schale dieser und unserer Welt. Dieses Licht, Jesus Christus, das Kind in der Krippe, erleuchtet unsere Dunkelheit. Dieses Licht zeigt uns einen Weg, auf dem wir gehen können.
Wie die ersten Sonnenstrahlen nach der Nacht die Dunkelheit vertreiben, so bringt Jesus neue Hoffnung in diese Welt. Anders als die Herrscher dieser Welt, die gewaltsam ihre Ziele erreichen wollen, kommt Gott ganz sanft. Er entscheidet sich für diese Behutsamkeit uns Menschen gegenüber, obwohl seine Macht viel größer ist als die Macht aller Herrscher dieser Welt. Durch sein Leben und Wirken in dieser Welt macht Jesus deutlich, dass Gott uns Menschen liebevoll behütet und beschützt. Jesus bringt Gottes Liebe zu allen Menschen. Jesus, das Kind, bringt Gottes Liebe zu seiner nächsten Familie, zu Maria und Josef und allen, die das Kind in der Krippe betrachten. Jesus, der Zwölfjährige im Tempel, redet mit den Frommen und Gläubigen und ermutigt sie, ihre Herzen zu öffnen und Gottes Liebe in ihre Herzen einzulassen. Jesus, der erwachsene Mann, lebt mit seinen Jüngern in dieser Welt und schenkt seine Liebe allen Menschen, denen er auf seinem Weg begegnet. Unabhängig vom Verdienst oder der gesellschaftlichen Stellung, sieht Jesus in die Herzen der Menschen und erkennt ihre Sehnsucht nach Zuwendung, Liebe und Nähe. Jesus schenkt den Menschen Liebe, Zeit und Anerkennung. Jesus befreit die Menschen von den Fesseln ihrer Gefängnisse, die sie sich oft genug selbst gebaut haben. Jesus schenkt den Menschen die Vergebung ihrer Schuld und ihrer Sünden.
So wird es möglich, dass Blinde wieder sehen, Lahme wieder gehen, Taube wieder hören, Geizige - wie der Zöllner Zachäus - plötzlich gerne ihren Besitz mit anderen teilen.
Jesus schenkt seine Liebe auch uns. Sein Licht leuchtet hinein in unsere Welt. Jesus schenkt uns die Hoffnung auf eine Zukunft, dass wir, unsere Kinder und alle Menschen in dieser Welt leben können.
Unmöglich! - denken wir angesichts von Krieg, steigenden Lebensmittelpreisen und Energiekosten. Unmöglich! - angesichts der Klimaerwärmung unserer Erde und angesichts des respektlosen Miteinanders der Menschen, die auf dieser Erde leben.
Einen Versuch wert! - ermuntert uns Jesus. Was wir dazu brauchen, hat Jesus uns bereits geschenkt. Seine Liebe zu uns Menschen kannte keine Grenzen. Damit wir in Ewigkeit Gottes Liebe und sein Licht in unserem Leben spüren und erfahren dürfen, darum ist er in diese Welt gekommen.
Gottes Liebe zu uns Menschen ist grenzenlos und jeden Tag wieder neu. Sie darf und will verschenkt werden an alle, die wir mit unseren Möglichkeiten erreichen. Das genügt. So behutsam breitet sie sich zunächst in unserem Umfeld und von dort aus immer weiter aus, so dass sie die Herzen vieler Menschen erreicht.
Wo solch liebevolles Miteinander gelingt, fällt Licht in die Dunkelheit unseres Lebens und unserer Welt. Wege in die Zukunft öffnen sich.
Die Dunkelheit bleibt hinter uns. An Gottes Hand lassen wir uns hineinführen in ein Leben in seinem Licht.