22.09.2024 - "Rettung!" - Predigt zu Römer 10,9-17 am 17. Sonntag nach Trinitatis (Pfarrer Stefan Fischer)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herren Jesus Christus. Amen.

 

Wir hören das Predigtwort aus dem Römerbrief im zehnten Kapitel, die Verse 9-17:

Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet.

Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.

Denn die Schrift spricht: »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.«

Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen.

Denn »wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden«.

Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben?

Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben?

Wie sollen sie aber hören ohne Prediger?

Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden?

Wie denn geschrieben steht: »Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!«

Aber nicht alle sind dem Evangelium gehorsam.

Denn Jesaja spricht: »Herr, wer glaubt unserm Predigen?«

So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi."

 

Liebe Gemeinde,

„Rettung“ - ein Schlüsselwort unseres Predigtwortes.
„Du wirst gerettet", schreibt Paulus.

Rettung - Bilder wandern durch den Kopf:

Menschen inmitten von Flutkatastrophen, brennenden Landschaften, zerbombten Häusern.
Immer wieder Schiffbrüchige, die hilflos im Meer treiben.
Ein Mensch der ohnmächtig wird.
Die Sirene des RTW auf der Plauener Straße und das gute Gefühl – es wird geholfen – jemand wird gerettet.


Rettung – ja wir brauchen das!

Aber: Schaffen wir das?

Sind wir schon am Ende mit unserem Latein, unseren Möglichkeiten, dem bösen Gang der Dinge zu wehren?

Ein Gefühl macht sich breit: Es geht abwärts, unlösbare Probleme, Angst, Traurigkeit, keine Möglichkeit der Einflussnahme.

Und doch - dies irgendwie aushalten, weitermachen.
Eine depressive Grundstimmung herrscht mancherorts, nicht nur bei den Hochsensiblen.

Es sind die alltäglichen Krisen und Katastrophen, die uns zu schaffen machen:
Rettung von unseren Sorgen und Ängsten:
Angst vor der Hilflosigkeit.
Angst vor Krankheit und Schmerzen.
Angst, abhängig von Menschen und Zwängen zu sein, für die ich ein Fall bin, der Kosten verursacht.
Rettung, das ist der Wunsch nach: Gesund sein, geliebt, begleitet, gestützt.
Rettung – für viele auch die Utopie eines Lebens ohne Steben und Tod.

Das sind große Themen, große Fragen, Wünsche - vielleicht Illusionen?
Zu groß für uns?
Zu groß für eine Predigt?
Zu groß für unsren Glauben?

Hören wir Paulus zu.

Er hat dazu den Christen in Rom etwas zu sagen.
Sie erlebten ihre Zeit als Zeit der Krise, der Unsicherheit, der Katastrophen - politisch, sozial, physisch und psychisch.

Leidensdruck herrschte - ganz real, ganz existentiell.

Wie auch heute waren auch damals viele Heilsangebote auf dem Markt, wurden angepriesen, konkurrierten, wurden ausprobiert – versprachen Sicherheit und Hoffnung.
Ja, die Ähnlichkeit zu unseren Zeiten ist immer wieder frappierend; auch wir werden überschwemmt von Sinnangeboten im Superwarenhaus der Weltanschauungen.


Auch Paulus preist sein Angebot an.

Sein Thema lautet „Rettung“.

Es geht um die Rettung des Einzelnen.

Es geht um die Rettung des Volkes Israels, es geht um die Rettung der ganzen Welt.
Der Kern seines Rettungsangebots ist:
Die Rettung kommt von außen!
Nicht Du musst Dich selbst erlösen – Gott erlöst dich!
Er kann das und er will das unbedingt.

Im Heiland und Erlöser Jesus von Nazareth zeigt sich Gottes rettende Liebe.

In Jesu Worten und Taten kommt Gottes liebende Rettung zu den Menschen.

Eine Rettung, die den Tod besiegt und das ewige Leben schenkt.

Alles, was es dazu braucht, ist das vertrauende Ja zu Gottes Angebot:
„Wenn du in deinem Herzen Jesus als Herrn bekennst und von ganzem Herzen glaubst, dass Jesus von den Toten auferstanden ist, wirst Du gerettet." –

So antwortet Paulus auf die Frage der Menschen nach Rettung in seiner Zeit.

Viele Glieder der christlichen Gemeinde in Rom, an die Paulus schreibt, waren wie Jesus und Paulus selbst Juden von Geburt.
Für unsere jüdischen Schwestern und Brüder hat das Wort Rettung einen besonderen Klang.
Rettung - das hat das Volk Israel erlebt.
Mose führte sie aus der Gefangenschaft in Ägypten.

Da geschah Rettung.
50 Jahre musste das Volk in der Fremde im babylonischen Exil leben.
Und dann wurden sie entlassen, unverhofft.
Da geschah Rettung.
Rettungen allein durch das Handeln Gottes.
Er rettet - überraschend, konkret erfahrbar, oft unverdient.
Nach jüdischem Verständnis gibt es nur einen Weg zur Rettung.

Wer Gottes Gebot hält, nach jüdischem Gesetz lebt - der wird gerettet.
Paulus kennt diese Zusammenhänge.

Und er knüpft hier an.

Aber er beantwortet die Frage nach dem Rettungsweg anders.

„Wenn du mit deinem Mund bekennst, dass Jesus der Herr ist und wenn du in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet."
Das ist sein Rettungsweg.

Was bedeutet das für uns, für mich heute?
Dazu vier Gedanken.
1. Paulus bezieht sich auf ein konkretes Geschehen.

Nicht auf Israels Auszug aus Ägypten, nicht auf die Gebote, die Gott seinem Volk gab.

Auch nicht auf Heilungen oder andere Heilsereignisse in der Geschichte.
Er bezieht sich auf das, was mit Jesus aus Nazareth geschah.

Diesen hat Gott von den Toten auferweckt, dieser ist Herr über Leben und Tod, über die Welt, über die Völker.
Was hier geschah, hat Bedeutung für uns, für mich.

Dieses Geschehen betrifft mich.

Mich in meiner Erfahrung von Ohnmacht, Verlorenheit und Hilfsbedürftigkeit.
Paulus sagt, wer mit seinem Herzen Jesus als Herrn bekennt und seine Worte und Taten zu Herzen nimmt, wird gerettet.

2. Also: Rettung ist eine Herzensangelegenheit.

Mein Herz ist sinnbildlich das Zentrum meiner Existenz.

Da hat der Glaube, das Vertrauen, das Erkennen, das Anerkennen seinen Sitz.
In meinem Herzen entscheidet sich, ob Gott bei mir Heimat hat und ich bei Gott Heimat habe.
Hier vollzieht sich Rettung für mich ganz persönlich, allumfassend.

3. Rettung geschieht durch das Wort Christi – ein Wort, das mehr ist als nur Sprache – so, wie auch die wahre Liebe immer mehr sein muss als ein bloßes Lippenbekenntnis.

Das Wort Christi erzählt mir von Gottes Handeln.

Mit Worten schafft Gott Beziehungen.

Durch Christi Worte erfahren wir, wer Gott ist und wie er handelt.
Christi Worte sind nicht fremd und völlig unverständlich.

Nein: Es ist mir, in meinem Munde, in meinem Herzen, so schreibt Paulus einige Verse zuvor.
Und durch das Wort von Christus,
das wir hören und verstehen, das wir mit unserem Herzen begreifen und verinnerlichen sollen und können - durch dieses Wort entsteht Glaube, ein Glaube der dann auch zur liebenden Tat wird.

Christus als Herrn bekennen - das heißt sehr wohl: andere Herren, Mächte und Gewalten wahrnehmen, erkennen und entlarven – also die Geister gut scheiden.

Und dann erkennen: Christus allein bringt Rettung – von der Ohnmacht und der Resignation, die mich zuweilen überfallen, und von meinem Unvermögen und Scheitern.

Und auch der Tod wird nicht das letzte Wort über meinem Leben haben..
Im Herzen glauben, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat, heißt: Gott besiegt den Tod.

Und das betrifft mich ganz konkret.

Darin wurzelt meine Hoffnung, dass ich nicht untergehe und vergessen werde, sondern Gott selbst mich trägt und hält.

4. Uns rettet die Gemeinschaft mit Gott!

Diese entsteht durch sein Tun, durch sein Sagen, durch den Glauben, den Gott in meinem Herzen wachsen lässt.
Ich spüre: Ich bin von Gott gehalten und von anderen, die mit mir an Gott glauben.

Gottes rettende Liebe wird konkret in der gegenseitigen Stütze seiner Gemeinde.

Wir leben als Kirche Jesu Christi entscheidend davon, wie wir Christi Wort von der rettenden Liebe zu den Menschen bringen.
Sie geschieht, wo Menschen da sind und helfen. Menschen in der Familie, in der Nachbarschaft, im Freundeskreis, in der Kirchengemeinde.

Heute, Morgen, Übermorgen, in der nächsten Woche.
Christliche Gemeinschaft rettet, auch wenn wir Menschen den Tod nicht werden besiegen können.
Wir sind verbunden in Gott der Rettung bringt und den Tod besiegt.
Lasst uns diese Botschaft von Gottes rettender Liebe und liebender Rettung zu den Menschen tragen.

Teilen wir mit anderen, woran wir glauben.

Schenken wir uns und dieser Welt eine hoffnungsvollere und optimistischere Sichtweise:

Wer glaubt und getauft wird, der wird selig werden – hier, jetzt und in Ewigkeit. Amen.

 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.