23.11.2025 - "Licht an!" - Predigt zu Matthäus 25,1-13 am Letzten Sonntag des Kirchenjahres (Pfarrer Stefan Fischer)
Gnade sei mit Euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen.
Schau doch bitte noch mal her, sitzt meine Frisur auch richtig?
Also ich finde, vorher sahst du besser aus.
Außerdem wird die Pracht nicht lange halten.
Na ja, wenn es weiter so windstill bleibt, hast du vielleicht Glück.
Und wenn es noch dunkler wird, erledigt sich der Fall von selbst.
Wenn es doch endlich so weit wäre!
Mir tun schon die Beine weh vom langen Stehen!
Du hättest ja nicht mitkommen müssen!
Deine kleine Schwester wäre bestimmt gern als Brautjungfer eingesprungen!
Ich bin ja schon still, du hast ja ganz recht.
Dabei sein ist alles!
Was für eine Ehre, dem Bräutigam zu geleiten auf dem Heimweg in sein Haus.
Alle haben mich beneidet, dass ich zu den 10 gehöre.
Wo bleibt er nur so lange?
Es wird schon dunkel!
Na prima, dann kommen unsere Lampen so richtig zur Geltung.
Wann geht es denn los, ich war noch nie auf so eine große Hochzeit eingeladen!
Also pass auf, Kleine: Wenn ihr hinten vom Ende der Straße den Ruf hört, „Der Bräutigam kommt“ dann ist es bald soweit.
Dann würde ich die Lampe anzünden oder wenigstens alles vorbereiten.
Ich hoffe, ihr anderen seid alle gut ausgerüstet.
Ihr da hinten, wo habt ihr eigentlich eure Ölkannen?
Nun tu mal nicht so wichtig!
Wir waren schon auf einigen Hochzeiten.
Die Krüge mit dem zusätzlichen Öl sind nur überflüssiges Gepäck.
Wir teilen uns das schon richtig ein.
Kümmert euch um eure Angelegenheiten, ihr braucht uns nicht zu belehren!
Wie ihr meint! Wir haben jedenfalls vorgesorgt!
Warum dauert das denn diesmal so lange?
Ich verliere langsam die Lust!
Denk einfach an das gute Essen hinterher.
Vielleicht darfst du sogar mit dem Bräutigam tanzen!
Ach, das wäre himmlisch.
Ich wird‘ verrückt vor Aufregung.
Ich finde diese Warterei richtig spannend.
Wie spät ist es eigentlich?
So lange hat es ja noch nie gedauert!
Wisst ihr was?
Wir hocken uns da vorn auf die Steine und dösen ein bisschen.
Die andern rufen doch bestimmt laut genug, da wachen wir sofort wieder auf!
Klar, das ist ein Jubeln und eine Musik, das überhört keiner.
Ah, ist das hier schön gemütlich!
Mir fallen schon die Augen zu...
He, wie spät ist es?
Der Mond steht über den Hügeln!
Es ist gleich Mitternacht!
Ob die Hochzeit ausgefallen ist?
Vielleicht wurde das Fest in letzter Minute abgesagt!
Und wir sind die letzten, die das erfahren.
Alle werden uns auslachen, dass wir stundenlang umsonst gewartet haben!
Sei doch still!
Horch, hört ihrs auch?
Da ruft doch jemand: „Der Bräutigam kommt! Geht hinaus, ihm entgegen!“
Toll, nichts wie los!
He, nicht so aufgeregt!
Du hast echt keine Ahnung.
Erst wenn alle Lampen kräftig brennen, gehen wir geordnet los.
Schon gut, das krieg ich schnell hin.
Hilfe, meine Lampe will nicht brennen!
Du musst mehr Öl nehmen.
Ich hab nichts mehr.
Ersatz hab ich auch nicht!
Guck nicht so, ich hab keine Schuld, das waren die anderen, die haben gesagt, schlepp dich bloß nicht mit der Ölkanne ab wie die Übervorsichtigen.
So hilf mir doch.
Also gut, steck deine Lampe an meiner an!
Aber dann gibts keinen Nachschub mehr!
Danke.
Toll, jetzt brennen all unsere Lampen.
Oh, wie romantisch!
Jetzt aber los.
Geht doch langsam, bei dem starken Wind brennt die Fackel zu schnell runter.
Gleich sind wir da, da vorn noch um die Kurve - nanu, wo ist denn Bräutigam?
Er müsste doch schon hier sein?
Nur keine Aufregung!
Das kann alle möglichen Gründe haben.
Vielleicht verabschiedet er sich noch von der Familie der Braut.
Das kann schon mal sehr langatmig werden.
Viele Glückwünsche.
Es zieht sich etwas hin, aber er ist auf dem Wege, kein Problem.
Du hast gut reden, du hast ja noch Öl.
Der Docht an meiner Fackel ist bald aufgebrannt, ich muss es austauschen und neu tränken.
Und ihr wohl auch gleich.
Können wir Euer Öl nicht aufteilen?
Bist du verrückt?
Am Ende geht dem ganzen Zug nach und nach das Licht aus, und wir sind jahrelang das Gespött im Dorf.
Ich hör sie schon reden
Besser ein Fackelzug zu fünft als wenn wir gleich alle im Dunkeln stehen!
Lauft schnell zum Kaufmann, heute Nacht sind doch alle auf den Beinen. Aber beeilt euch!...
Liebe Gemeinde,
im Gefolge eines Brautzuges aber müssen alle Requisiten dabei sein.
Denn Brautjungfern ohne Lampen, das war in bibl. Zeit die Blamage schlechthin.
Total peinlich wie ein Holzfäller ohne Axt.
Ein Fischer ohne Netz.
Ein Reiter ohne Pferd.
Brautjungfern ohne Licht.
Habt ihr das schon mal gehört?
Die ersten Zuhörer dieses Gleichnisses haben wohl kräftig gelacht, als Jesus diese Hochzeitsgeschichte erzählt hat.
Nur bei dem Schluss sind auf einmal alle still geworden.
Als die Stimme hinter der verschlossenen Tür ertönt: Wahrlich, ich kenne euch nicht!
Es ist die Stimme dessen, der uns vor der größten Torheit unseres Lebens bewahren will.
Heute ist der rechte Tag, diesen ernsten Ton anzustimmen.
Denn das Kirchenjahr geht anders zu Ende als das weltliche Jahr mit Partys, lautem Geböllere und Geknalle.
Der Ewigkeitssonntag, oder auch Totensonntag genannt, erinnert uns daran, dass unser Leben einmal zu Ende geht.
Die Welt dreht sich nicht immer weiter, alle Jahre wieder.
Einmal geht das alles hier zu Ende.
Auch die Gnadenzeit Gottes geht einmal zu Ende.
Zwar ist das Wort des ewigen Lebens unvergänglich.
Aber die Stunde, die uns dahin ruft, geht vorüber.
Denn viele hören das Evangelium - und glauben ihm nicht.
Sie bekommen den Ruf des Herrn schon mit, so wie ihn alle 10 Frauen im Gleichnis mitbekommen, und doch nehmen sie das nicht richtig ernst.
Was tun sie denn?
Sie richten den Blick auf die Güter dieser Welt.
Ihr Lebensinhalt besteht aus arbeiten und haschen nach dem Glück, das hier zu finden ist.
Unser Lebensende stellt uns irgendwann die Lebensfrage.
Der Tod stellt uns die Frage: War’s das? War das alles?
Kannst Du so vor Gott treten?
Reicht das für Gottes Ewigkeit?
Wie sieht das überhaupt aus in der Ewigkeit?
Die Welt kann sich darunter gar nichts vorstellen.
In der Kirche sollten wir eigentlich hoffnungsvoll nach vorne blicken.
Gott hat uns den Blick über Leiden und Tod hinaus geschenkt.
Doch auch bei uns in der Kirche liegt oft das Weltliche näher als das Ewige.
Unsere Kirchengeschichte ist voll von Beispielen darüber, dass den Menschen lieber mit dem jüngsten Gericht und der Hölle Angst gemacht wurde, als ihnen hoffnungsvoll die Frohe Botschaft von der Vergebung der Sünden und der Rechtfertigung des Sünders zu predigen.
Deshalb redet Jesus anders von der Ewigkeit.
Er vergleicht sie mit einer Hochzeit.
Wir haben richtig gehört.
Mit einer Hochzeit!
Da wird ordentlich Wein eingeschenkt.
Da wird das Tanzbein geschwungen.
Da wird gelacht, gescherzt.
Die Leute sind so richtig ausgelassen, die Sorgen des Alltags haben keinen Platz.
Jesus nimmt als Beispiel das fröhlichste irdische Beisammensein um zu beschreiben, wie herrlich der Himmel ist.
Sonderbar, wer da nicht dabei sein will.
Wollen wir doch alle, oder?
Aber nun dauert das Ganze.
Die ersten sagen schon: Stimmt das denn überhaupt mit dieser Ankündigung der großen Hochzeit?
Der Bräutigam hat sich schließlich schon seit langer Zeit nicht mehr blicken lassen.
Oder andere sagen: In der Bibel steht zwar, Jesus kommt am Ende der Tage wieder.
Ich richte mich aber lieber in dieser Welt ein.
Oder sie denken gleich: Das Warten ist mir zu anstrengend und zu ungewiss.
Eine wichtige Glaubensfrage war schon immer:
Halten wir die Erwartung Gottes wach und lebendig?
Können wir uns die Hoffnung auf die letzten Dinge bewahren?
Auf Gottes Reich, dass so anbrechen wird, wie es in der Offenbarung des Johannes im 21. Kapitel beschrieben ist: Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!
Oder haben wir uns nicht längst anstecken lassen von der Skepsis und der Ahnungslosigkeit und von der Hoffnungslosigkeit um uns her.
Die Szene in unserem Predigtabschnitt, wo alle 10 Brautjungfern einschlafen, ist für mich die spannendste.
Ob die am Ende gar das ganze Fest verschlafen.
Es ist wirklich ein Gleichnis auf die Kirche.
Auch die Kirche ist schläfrig geworden – oft auf dem geistlichen oder spirituellen Gebiet.
Unser Glaube und unsere Hoffnung schrumpfen.
Wir beschäftigen uns momentan zu sehr mit weltlichen Angelegenheiten wie Finanzen und Bausachen – und vergessen uns den Treibstoff für unsere Glaubenslichter zu kümmern.
Wir versuchen, Kirche zu managen wie einen Wirtschaftsbetrieb und sparen leider auch an geistlichem Vermögen.
Warum sind wir so schwach geworden im Schöpfen aus Gottes Reichtum, der uns im Übermaß das schenkt, was wir brauchen: Glaube, Liebe und Hoffen.
Ja, wir sind müde geworden auf Gott zu hören, zu beten, Geduld zu haben.
Rechnen wir wirklich noch damit, dass Gottes Wort wirklich in unserm im Alltag eintreffen kann?
Das Warten auf den Bräutigam macht müde.
So ist das mit dem Müdewerden.
Die Spannung lässt nach.
Die ersten sind eingeschlafen.
Das Reich Gottes beschäftigt einen kaum noch.
Man muss im Leben zurechtkommen und seine Sachen erledigen, als ob nichts zu erwarten wäre.
Wir haben zwar Gottes Wort noch bei uns.
Aber es ist gleichsam runtergebrannt.
Aber es dient nur ausnahmsweise als unseres Fußes Leuchte und als Licht auf unserem Wege.
Wir stehen in der Gefahr, uns nach anderen, nach weltlichen Lichten und Leuchten zur richten.
Es ist darum gut, wenn uns ein Tag wie der heutige uns zur Besinnung ruft.
Auf das Elementare hinweist.
Das Gleichnis heißt zwar „Von den klugen und törichten Jungfrauen, was aber nichts mit dem IQ zu tun hat.
Die Klugheit bestand in der Besinnung auf das wirklich Wichtige: Nämlich das Licht am Brennen zu halten um am Festzug teilnehmen zu können.
Ein Licht von dem Hoffnung ausstrahlt und uns in finsteren Zeiten den richtigen Weg zeigt.
Dieses Licht ist Jesus selbst, der von sich sagt: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.
Wer Jesus Christus vertraut, wird den Weg zur Ewigkeit finden, von ihm getragen durch den Alltag,
gestützt, wenn die Kräfte schwinden,
behütet und getröstet wunderbar.
Halten wir Gottes Licht am Brennen – für den Bräutigam Jesus, für uns und für die Welt: Das Licht der ewigen Herrlichkeit.
Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.